Back to the roots.

Ihr werdet es nicht glauben, aber seit Dienstag bin ich wieder zu Hause.
Am Montag bin ich um 5:50 aufgestanden, habe mich für die Schule fertig gemacht, Brötchen geschmiert, Geld mit genommen und bin mit einem Zivi um 6:53 in den Bus gestiegen.
Wir mussten als erstes in die S-Bahn steigen, dann umsteigen und zum Schluss sind wir 15 Minuten gegangen, um 8:04 bin über den Hof bis zu meinem Klassenraum gegangen.
Vor dem Trakt hing dann auch meine eine Freundin 'rum, die geschrien hat, dass ich wieder da bin. Sofort sind alle anderen aus der Klasse gestürmt und mir in die Arme gefallen.
Ich habe mich erleichtert gefühlt, es waren wohl alle darüber froh, dass ich wieder zurück gekommen bin.
Der Schultag verlief dann auch ganz gut, ich habe so gut wie nichts verpasst, kann alles leicht aufholen. Oberflächlich gesehen gab's keine Probleme, ich habe mich gut verhalten, keine Scheiße gebaut. Man merkt jedoch nach so einer langen Zeit, wie trostlos der Schultag ist.
In den Pausen kann man nur Musik hören, etwas essen oder auf dem hässlichen Schulhof rumschlendern.
Es gibt immer noch die gleichen Streitereien, Lästereien und Lügen. 
Nach der Schule bin ich nach Hause gefahren, da die Betreuer keine Zeit hatten, mich ab zu holen.
Also habe ich den Moment genutzt, habe eine halbe Stunde zu Hause verbracht, dann hat mein Vater mich zurück gefahren. Zu dieser kurzen Zeit zu Hause, habe ich Heimweh bekommen, habe meine Freiheiten vermisst.
In der Klinik sind die Türen zu, du bist eingesperrt, musst das tun, was dir gesagt wird, darfst nichts im Zimmer haben, keine Schnürsenkel, keine Kabel, nicht einmal Stifte.
Am Dienstag ist dann alles genauso verlaufen, nur dass ich alleine gefahren bin und noch früher aufgestanden bin, weil ich duschen wollte. 
Der Tag hat mir dann irgendwie den Rest gegeben, später in der Einzeltherapie stellte sich dann heraus, dass ich am Donnerstag entlassen würde und noch zwei Tage in die Schule gehen muss.
Ich habe den Therapeuten angeschrien, dass ich es nicht noch zwei Tage schaffe, es läge nicht an der Schule, sondern am Heimweh, dem frühen Aufstehen, den schrecklich langen Bahnfahrten.
Er konnte mich einfach nicht verstehen, aber vor allem die langen Fahrten in den vollen Bahnen und dieses Gefühl, dass man nach der Schule einfach nach Hause fahren könnte, das habe ich nicht mehr ausgehalten.
Kurz gesagt, ich hatte furchtbares Heimweh + Panik wegen den langen Fahrten.
Habe dann geschrien, dass ich ich mich noch am Dienstag abholen lassen würde (gleich danach waren zwei Stunden Besuchszeit) und dass ich die Therapie abbreche.
Meine Eltern sind dann auch gekommen, wurden erst einmal von meinem Bezugsbetreuer aufgeklärt und dann ging das Chaos los.
Ich habe sie angefleht, gebettelt, geheult.
Anfangs waren sie klar dagegen, weil sie das Abschlussgespräch noch machen wollten, aber mein Bezugsbetreuer hat dann gesagt, dass sie das trotzdem machen können.
Nach zwei Stunden Überlegen, ich bin total hysterisch gewesen, habe wie eine Irre geweint, haben sie sich dann entschlossen, mich mit zu nehmen.
Um mir zu zeigen, dass sie für mich da sind, aber auch, weil es einfach nur noch zwei Tage gewesen wären, in denen nichts besonders passieren würde.
Mein erster Gedanke war dann nur: "Meine Eltern verstehen mich besser als mein Therapeut!"
Ich war ihnen so dankbar, wir haben dann meine Sachen zusammen gepackt, sind noch essen gewesen, ich bin ganz normal in die Schule gegangen, bis jetzt gab es noch keinen Streit.
Das Gespräch vorgestern war ein Reinfall, meinen Eltern ist endlich bewusst geworden, dass Hr. T. nicht so der Hit war und wir uns nicht verstanden haben.
Er war zu direkt und hatte zu hohe Ansprüche, ich hatte nie das Bedürfnis zu sprechen, außerdem hat er mich häufig verletzt- rein seelisch natürlich.
Momentan bin ich unglaublich optimistisch, obwohl ich ziemlich depressive Phasen habe, aber ich hoffe so sehr, dass mein Leben endlich schön wird.
Am nächsten Dienstag Hypnotherapiestunde, mit meiner alten Therapeutin spreche ich bald das letzte Mal.
Ich weiß ganz genau, dass mein Abbruch die richtige Entscheidung war.