Betreten starre ich auf den Teller vor mir.
Sie schaut mir aufmerksam zu, in ihrem Blick liegt eine Mischung aus Argwohn und Besorgnis.
Das ist du schon auf, oder. So viel ist es nun auch nicht. Iss ruhig, davon wirst du nicht dicker.
Vor ein paar Tagen, wir standen in der Umkleidekabine im Kaufhaus, sagte sie mir, dass sie an meiner Stelle abnehmen würde, dass Hüftgold in der Familie liegen würde, ich es dennoch durch weniger Verzerr von Süßem weg bekommen würde.
Angewidert schaute ich in den Spiegel, sah Speckpyramiden auf den Hüften sitzen, Massen von Fleisch in den Innenseiten meiner Oberschenkel hängen.
E.k.e.l.h.a.f.t.
Hämische Stimmen im Kopf, die mir sagten, wenn ich nicht mehr esse, schaffe ich es wieder, auszusehen, als hätte man einen Maiskolben abgeknabbert.
Das Blut pulsierte in meinem Kopf, während die Zahl gegen die Schädelwand hämmerte.
38, 38, 38, so wie letzten Sommer, 38, 38, 38.
Jetzt sitze ich hier, dreiundvierzig Kalorien schauen mich an, wollen verschlungen werden.
Mein Körper braucht sie nicht, er hat doch schon Orangensaft am Morgen bekommen, der Bauch knurrt nur, weil er Aufmerksamkeit will.
Die Stimmen werden lauter, Cassie und Cecile wollen, dass ich esse.
In dem Escada-Kleid deiner Mutter und den hohen Schuhen hast du gestern doch toll ausgesehen, alle Deutschen und Franzosen haben dich bewundert, die Mädchen haben dir gesagt, wie perfekt deine Figur ist.
Lügen, sie wollten mir nur schmeicheln.
Meine Mutter durchbohrt mich mit Blicken, also zerschneide ich alles in fünfzig kleine Stücke und picke jedes einzelne Teil mit der Gabel auf, zerkaue es zehnmal und trinke einen großen Schluck Wasser.
Findest du nicht, dass du übertreibst. Das war doch übetrieben. Kannst du nicht einfach normal essen.
Das ist meine Schwester, sie ist wütend, weil ich ihr gesagt habe, dass sie nicht so verwöhnt sein soll, was Essen angeht.
Kannst du dich nicht freuen, dass du eine Scheibe Brot in der Hand hältst und davon satt wirst?
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