20.2.11

Whisper.

Der Raum ist schwarz wie die Nacht, wenn ich mich anstrenge, kann ich die Umrisse des Tisches erkennen.
Das große Fenster auf der linken Seite spendet auch keine Helligkeit, die Jalousien sind herunter gelassen, verdecken alles, was diesen Raum erleuchten könnte.
Ich könnte das Licht anschalten, wenn ich wollte.
Doch die Angst, die ich habe, lähmt mich, sie treibt mich an, immer weiter zu wischen, bis der Tisch sauber ist.
Es tut mir gut, hier, in diesem kleinen Essraum zu stehen, mit einem nassen Lappen in der Hand, mit Watte im Kopf.
Endlich denke ich nicht nach, es ist angenehm, genauso kühl wie das Tuch, das ich in der Hand halte, ich fühle mich wie ein Betrunkener, der unter der Dusche steht, mit einem Schlag nüchtern wird.
Für ein paar Minuten ticke ich aus, werde aus meinem Gedankenkurassel geworfen.
Alles, was in meinem Kopf Platz hat, ist die Angst vor der Dunkelheit und die Besessenheit, den Tisch so sauber zu machen, dass er glänzt.
Während ich in rhythmischen Kreisen diese lange, raue Fläche wische, sagt mir ein sechster Sinn, dass ich beobachtet werde.
Es ist wie in der Schule, wenn du merkst, dass dir eine Lehrer über die Schulter guckt, deine Arbeit kontrolliert.
Mein Herz schlägt schneller, langsam werde ich panisch, die Watte in meinem Kopf fängt langsam an, sich aus zu breiten.
Tief in mir sehe ich, wie mein 2. Ich, mein dunkles Ich an der Decke schwebt und auf mich hinunter schaut.
Wie ich wohl aussehe?
Ein offenbar panisches Mädchen, dass um 22:48 im Dunklen den Tisch wischt, sehr diszipliniert, und denkt, dass es von sich selbst beobachtet wird.
Meine Hand will nach dem Lichtschalter tasten, doch mein Kopf sagt mir, dass mir das alles gut tut.
Also verharre ich kurz vor dem kleinen, schwarzen Knopf und bleibe ein paar Sekunden so stehen, starr vor Angst.
Wenn wenigstens nicht diese Stille wäre...
Um etwas dagegen zu tun, fange ich leise "My Immortal" von Evanescence zu singen, doch als ich höre, wie das Lied hinter mir erklingt, drücke ich den Lichtschalter und drehe mich um, doch da ist nichts.
»Alles Einbildung, da ist nichts. Mach dich nicht verrückt, kein Grund zur Sorge.«
Hastig laufe ich in mein Zimmer, schmeiße den Lappen in die Ecke und werfe mich auf´s Bett.
»Das darf doch alles nicht wahr sein.«

(Während ich dies schreibe, ist es etwa 2:00 Uhr, ich sitze auf meinem Bett und traue mich nicht, das Licht aus zu machen. Weil ich weiß, dass die Gefahren immer hinter mir lauern.)

3 Kommentare:

Nike hat gesagt…

Dieses Bild mit dem Spruch über Selbstmord und Sonntagsnacht ist aus einer amerikanischen Serie, die "My-so-called life" heißt und von 1994-1995 lief.
Wie geht's dir, hun? ♥

Nike hat gesagt…

du wurdest getaggt ♥
http://dontwaitforfelicity.blogspot.com/2011/03/tag.html

Anonym hat gesagt…

Hallo Bellchen, ich hoffe es geht Dir gut!? Ist es mittlerweile etwas besser geworden in der Therapie? Lg Lilly

über mich