Tears runnig down my face.

23:46, gestern
Nichts gescheites getan, erste Staffel von Skins gekuckt, dann die Zweite.
Meine Schwester hat mit geschaut, sie ist erst zehn, vielleicht komme ich dafür in die Hölle.
Um 16:00 kommt meine Mutter nach Hause, sie ist geschafft, kriegt nichts auf die Reihe.
Kate und William haben geheiratet, interessiert mich nicht, warum auch?
Habe den Tag nichts gegessen, außer zwei Trockenpflaumen, bin hungrig, zum Abendessen muss ich auch nicht, meine Mutter ist zu müde um mich dazu zu zwingen.
Später sehe ich mit meiner Schwester Kindsköpfe, ein völlig bescheuerter Ami-Film, sie findet's witzig.
Gegen 22:45 fängt das Drama an, meine Schwester und ich nehmen unsere Kopfhörer, ich höre zu laut, meine Mutter ist genervt vom Technogedudel.
Also verschwinde ich in mein Zimmer, mache Bullet for my valentine an, singe laut mit, trinke ein paar Schlucke Alkohol-Cola-Irgendwas-Mix, Notreserve, von 'nem Freund.
Auf einmal fängt meine Schwester an zu heulen, macht sich 'nen Tee, ich auch, sie will nicht ins Bett gehen.
Meine Ma ist natürlich total überfordert, setzt sich einfach ins Wohnzimmer, liest Zeitung, als würde sie das alles 'nen Dreck angehen.
Ich setze mich dazu, sag' ihr, dass sie 'ne schlechte Mutter ist, sich um niemanden kümmert, sie kriegt tränende Augen, behauptet, etwas anderes könne sie nicht tun, wenn meine Schwester rumzickt.
Zurück in der Küche trinken wir unseren Tee, ich gehe zurück zu meiner Mutter, sie liegt auf dem Bett, Augen weit aufgerissen, Arme und Beine ausgebreitet.
Das alles regt mich wahnsinnig auf, also schreie ich, dass davon nichts besser wird, sie soll sich endlich um meine Schwester kümmern, ich möchte nicht die verdammte Mutter-Rolle übernehmen, das muss sie tun!
Gerade will ich meine Schwester ins Bett bringen, als sie kommt, noch einmal brülle ich sie an, dass sie keine gute Mutter ist, dass sie es einfach nicht auf die Reihe kriegt, dass ihr Therapeut ihr überhaupt nicht weiterhilft.
Sie bricht in Tränen aus, ihre Stimme wird ganz hoch, sie heult wie eine Verrückt, ihre Worte gehen im Schluchzen unter.
"Was soll ich denn machen? Sie will einfach nicht ins Bett! Was soll ich denn machen?!"
Ich laufe in mein Zimmer packe meine Kopfhörer, MP3 zusammen, ziehe meine Schuhe an.
Meine Schwester kommt dazu, meine Mutter ebenfalls, beide sagen mir, dass sie sich vertragen haben, es ist alles in Ordnung, ich muss nicht weg.
"Verdammt, ich kann nicht anders, ich muss raus aus diesem Irrenhaus, ihr macht mich beide total fertig, es geht einfach nicht, ich komme bei S. oder irgendeinem Kumpel unter, ich bleibe keine Sekunde länger hier!"
Sie werden panisch, denken, ich wolle sie verlassen, also sage ich, dass ich einfach an die frische Luft will, dass ich das brauche.
Laufe raus, Musik so laut wie es geht "The Creeps" von den Freaks, "PATT" von Sharam, "What Else is There?" von Röyksopp, nur gesampelter Techno-Kram auf meiner Hed Kandi-CD.
Lauf, Lily, Lauf.
Lauf durch den stockdunklen Park, durch die dunklen Gassen, gucke hektisch nach hinten, werfe eine von diesen Pillen ein, die mich sonst runter bringen, Schmerzmittel, Bässe hämmern in den Ohren, alles bunt, obwohl es schwarz ist.
Paranoid, aufgeschreckt, ängstlich.
Nachdem die Pille gewirkt hat, geht's besser, ich kehre zurück, meine Schwester hat rotgeweinte Augen, sie hatte solche Angst um mich.
"Alles gut, es ist alles gut."
Sie schläft bei Mama im Bett, ich kann erst um 3:00 oder so schlafen, die Zeit vertrödele ich mit Gedichte schreiben und zeichnen.

 

Ich bewege mich auf ungesichertem Boden

Vorsichtig springe ich von Grün zu Grün

Elfenkrokusse schießen aus den Lücken hervor

Und treffen jeden, der töricht war

Ich streune durch verlorene Welten

Grabe mich mit den Zähnen durch Abfall

Wate durch sumpfartige Gewässer

Meine Finger vernichten jeden Anflug von Leben

Ich liege im Kornfeld, die Lider geschlossen

Spüre pulsierend den Boden unter mir

Das Lädcheln verzieht sich mit dem Nebel

Halte voll Anmut mein Herz in den Händen