18.1.12

Sail away.

Leise schließe ich die Haustür und tauche ein in die kühle Morgenluft. Mit der Hand reibe ich mir den Schlaf aus den Augen und lege sanft meine Finger auf das kühle Display des Handys. Um sieben Uhr kam ihr Anruf, ihre Stimme, bebend und flehend, die mir von ihrem Fehler erzählte. Wenn sie jetzt nicht handeln würde, könnte ihr Leben daran kaputt gehen. Die Wörter klingen in meinen Ohren zu dramatisch, aber in ihrer Haut möchte ich nicht stecken. Nicht, wegen der Angst vor einer Schwangerschaft, sondern eher wegen der Beziehung zu ihrem Jungen, der sie bloß als Schwester sieht. "Kein Rummachen, nur noch Kuscheln", sagte er zu ihr, als er mit seinem Freund die Wohnung verließ, kurz nachdem er ihr gezeigt hatte, warum all die Mädchen etwas mit ihm haben wollen. Ich schüttele mich und bin froh, dass es mir nicht so ergeht, dass ich nicht diese Sorgen habe. Während ich die endlos lange Elbchaussee entlangschreite, den Kopf gesenkt, ohne einen Blick auf die Elbe oder die riesigen Villen, erreicht mich eine SMS. "Danke, dass du das machst. Du weißt ganz genau, was für eine Hölle das für mich ist. Der ganze Ekel kommt wieder zurück, der Ekel vor mir, vor ihm, vor den anderen, die mir bloß sagen, dass er zu gut für mich ist. Danke, dass du da bist, Lily." Ein Lächeln überzieht mein Gesicht, ein paar Tränen fallen auf den Bordstein, doch ich lasse sie laufen und bleibe stehen. Schaue auf das Meer und die riesigen Containerschiffe und frischer Wind verwüstet meine Haare. Ich bin einsam, ein Einzelgänger, dieses Gefühl des Gebtrauchtwerdens ist ungewohnt, aber angenehm. Trotzem will der bittere Geschmack in meinem Mund nicht vergehen. Eigentlich möchte ich noch länger hier stehen, im verschlafenen Hamburg, und der Stille lauschen. Doch sie wartet auf mich und ich fange an, zu laufen. Die weißen, blitzblanken Häuser verschwinden, als ich in die kleine Seitenstraße einbiege. Stattdessen erstreckt sich der Weg aus feuchter Erde vor meinen Augen und ich komme vor den modernen, sandfarbenen Klötzen, in denen ihre Wohnung liegt, zum Stehen. Sie fällt mir um den Hals und bittet mich hinein. Nach zwei, drei Anrufen ist klar, dass wir ins Krankenhaus fahren müssen, um "die Pille danach" zu bekommen, immerhin ist Samstag. Als wir im AKA ankommen, sind wir beide so fertig, dass wir nur noch auf den Wartestühlen zusammensinken und einschlafen. Warten, zwei Stunden vergehen, bis der Anruf kommt. Ihre Mutter will wissen, wo sie ist. Sie lügt. Immer mehr falsche Worte kommen aus ihrem Mund und ich sitze still dabei und höre sie an. Während sie mit ihrer Mutter streitet, kommt ihre beste Freundin den Gang entlang geschländert, McDonald's Tüten in der Hand. Sie umarmt uns beide und setzt sich dazu. Ich sitze dabei und höre beiden zu, sie unterhalten sich darüber, dass sie froh sind, dass ich mitgekommen bin. Leider konnten sie niemanden anderen erreichen und ich war die Einzige, die kommen konnte. Mein Mund schließt sich, ich ziehe meine Beine vor die Brust, verschränke meine Arme und lege den Kopf in die kleine Kuhle. Nie werde ich die erste Wahl sein.

4 Kommentare:

Josi hat gesagt…

das bild ist gut. :)

Nutzlos hat gesagt…

Heyhey,

ist vielleicht 'ne doofe Frage, aber wieso bin ich überhaupt da unten bei "as sweet as me" aufgelistet? o:
Hat das 'n besonderen Grund? Weil an und für sich ist mein Blog schon so ziemlich scheiße. ^^

Nutzlos hat gesagt…

Hey,
wie du vielleicht gelesen hast, haben ein paar Idioten aus meiner Schule meinen Blog gefunden. Dementsprechend habe ich die URL verändert.
Wenn du Lust hast mich weiterhin zu verfolgen, hier die neue URL: http://gelittenundgeschnitten.blogspot.com/

Bu. :)

Anonym hat gesagt…

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