Sad.

My home is my castle.
Mein Zimmer ist das Beste, was ich habe.
Es ist unaufgeräumt und bunt.
Traumfänger, Hochbett, überall Bücher, Schminktisch, Fotos, selbst gemalte Bilder, Müll, hässliche Regale, Skulpturen, CD's, alte Oolong-Flaschen, Haarschleifen, Perücke, Farben, Webrahmen, Glücksbringer an der Papierlampe, Taschen, Zettel.
Und mittendrin ich, an meinem Schreibtisch, tippe meine Zeilen hier ein, mit gebeugtem Rücken, ich schreibe mit zwei Fingern, trotzdem geht's schnell.
Manchmal kaue ich auf meiner Lippe herum, schaue aus dem Fenster.
Nur die hässliche Tanne und die anderen Häuser, schöne Gegend.
Laute Musik, damit mich niemand stört.
Eminem. Matrix. Bullet for my Valentine. Rammstein. Justice. Limp Bizkit. Hed Kandi.
Die kleine Schwester kommt rein, ich soll kommen, wir wollen essen gehen.
Ich sage ihr, dass sie sich verziehen soll, sieht sie nicht, dass ich das jetzt zu Ende bringen muss?
"Blödmann."
Schon ist sie raus.
Schreibblockade, ist schon irgendwie komisch, ich schreibe darüber, wie ich schreibe.
Lese ein bisschen was über Hypnotherapie, bei so 'nem Typen habe ich nämlich bald Termin.  
Apropos Zukunft, ich komm' nächste Woche raus, davon gehen inzwischen alle, einschließlich mir selbst aus.
Gott, ist das, was ich hier mache, das Leben? 

Ich wusste irgendwie schon immer dass ich zu den Menschen gehöre, die sich wie Maschinen benehmen.
In meinem Kopf ist Chaos, aber mein Körper benimmt sich total normal.
Wenn ich den Gang entlang gehe, fühlt es sich an, als würde ich durch ein Feld voller Brennesseln laufen.
Es ist, als würden sich glühende Stricke fest um meine Fußgelenke wickeln.
Trotzdem gehe ich weiter, wenn ein Betreuer kommt, lächel' oder winke ich.
Menschen sind leicht manipulierbar. 
Wenn ich will, kann ich dafür sorgen, dass mich jeder mag.
Für meine Eltern kann ich das perfekte Kind sein, für draufgängerische Freunde ein "Homie", der genauso tickt, für die lustigen Freunde eine quirlige Teenagerin.
Und das alles gleichzeitig, ich bin eine wahre Multitaskerin.
Bei all dem Schauspielen verliere ich mich selbst, wie soll jemand mich kennen, wenn ich mich selbst nicht kenne?
Ich habe Mauern errichtet, mein Verstand, mein Denken, die Stimmen, sie alle sind abgeschirmt.
Es hat lange gedauert, es ist auch nicht immer leicht, aber es hat mir geholfen, in schwierigen Zeiten standzuhalten.
Wenn alle mit einem zufrieden sind, gibt's auch keine Probleme.

 

Montag

Visite, Ergo.

Bild angefangen, viel Rot.

Viel krankes Zeug, alles auf Papier.

Nachts noch raus gegangen, Anschiss bekommen.

Dienstag

Einzeltherapie.

Übliches Zeug, langweilig.

Ich lasse nichts an mich heran, ich soll von meinen Gedanken sprechen, bla.

Mit Chenoa geschaukelt, Kopfschmerzen.

Mittwoch

Soccerhalle, musste nicht mit.

In die Stadt gefahren, Polsterschaum gekauft.

Überlastet, zu viele Leute, geheult, Musik gehört.

Nicht eingeschlafen, bis zum Morgen gelesen.

Donnerstag

Ergo, Bild zu Ende gemalt.

Gartenarbeit, gestreikt, Anschiss bekommen.

Stühle sauber gemacht.

Mit Bluette und Livana abgehangen, angefangen zu heulen, als Livana gesagt hat, dass sie nicht mehr essen wird.

Sie ist nur noch Haut und Knochen.

Freitag

Einzeltherapie.

Rumgeschrien, abgelenkt, voll drauf rein gefallen.

Krankes Bild weiter gemalt.

Raus gegangen, geschaukelt, Musik gehört.

Traurig.